Leinenlos Geliebt.

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Unmöglich!?

Sonntag, 28.08.2016

Ich habe mich getäuscht. Und wie. Ich schäme mich sogar etwas, aber letztlich überwiegt die Freude. Ein Satz, den ich gelesen habe, war: Du kannst sie nicht alle retten. Und irgendwie brannte er sich in meinen Kopf. Ich kann sie nicht alle retten – also muss ich schauen, wen ich retten kann…

Gleich zwei Denkfehler. Denn erstens rette ich ohnehin niemanden, wenn überhaupt, dann tut dies Gott und zweitens habe ich gleichzeitig erwählt, wer errettenswert ist und wer nicht. Ich habe aussondiert und überlegt. Es gab genau eine Person, bei der ich dachte: Das macht überhaupt keinen Sinn, dem kann niemand mehr helfen.
Ich möchte ihn kurz beschreiben: Ein großer, eigentlich recht gut aussehender Mann, der seinen Tag schon früh dem Alkohol hingab. Wenn ich ihn gesehen habe, dann immer betrunken und oftmals schon am Vormittag ohne die Fähigkeit gerade aus zu laufen. Ich mag ihn, ich mochte ihn auch damals schon, aber ich hatte keine Hoffnung. Er hatte uns schon etliche Sitzgelegenheiten zerstört – nicht mutwillig, aber mangels der Fähigkeit sie zielgerichtet zu nutzen. Er wanderte hin und her zwischen Gefängnis, Krankenhaus und Rausch. Er konnte sich eigentlich fast nichts merken und machte auch nicht den Eindruck, als könne sich dies jemals ändern. Und dennoch suchte er nach Hilfe. Wir sprachen oft miteinander, wenn auch mit sehr vielen Wiederholungen gespickt. Viele Tränen flossen und es gab viele Umarmungen. Aber innerlich hatte ich keine Hoffnung.

Warum erzähle ich das alles?

Vielleicht kennst du das, dass dir ein Mensch als hoffnungslos erscheint, du den Kopf schüttelst, jemanden aufgibst. Vielleicht bist du schon zu oft enttäuscht worden, oder meinst es einfach aus der Erfahrung heraus zu wissen… So, genau so müsste eigentlich Gott über uns denken. Tut er aber nicht.
Denn in Christus ist Hoffnung – für jeden Menschen.

Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich. -Matthäus 19,26
Eigentlich sind wir alle hoffnungslose Fälle vor Gott, aber er sieht weiter. Er hatte einen Plan – Jesus. Und durch Jesus herrscht wieder Hoffnung, denn er ist Hoffnung. Gott wendet sich also nicht von uns ab und gibt uns auf – so wie ich in dieser Situation, oder wie du es vielleicht auch kennst – sondern er sendet seinen Sohn in diese Welt, der uns wieder herstellen kann.
Ist es nicht wunderbar?
Ach ja, mein Beispiel ist mittlerweile seit Wochen trocken und lebt bei einem Christen zu Hause. Er ist auf dem Weg zurück in ein normales Leben – mit einem Unterschied zu vorher: Er lebt nun mit Christus im Herzen. Als er sich neulich verabschiedete machte er dies in meine Richtung mit dem Wort „Bruder“. Ich hatte es aufgrund meiner Erfahrungen nicht für möglich gehalten, aber Gott sind alle Dinge möglich – und dafür möchte ich ihn preisen.

Gebt nicht auf, sondern vertraut ganz auf ihn. Amen.

Wieso sollte ich…?

Donnerstag, 07.07.2016

Es gibt diesen einen Satz. Diesen Satz, den ich gehört habe, und der mein Gehör nicht mehr verlassen will. Neulich, während eines Gespräches mit einem unserer Gäste – einem echt netten Kerl, fragte ich ihn, warum er denn auch gleich so an die Decke gehen würde, wenn etwas nicht ganz in Ordnung ist. In dem speziellen Fall ging es darum, dass ein anderer, zu diesem Zeitpunkt schwer betrunkener Mann, ihm seine Mütze abgenommen hatte. Eigentlich Kinderspielchen – sollte man meinen. Die beiden gingen sich deshalb fast an die Gurgel…

Aber es war seine Antwort, die vieles erklären wollte. Er sagte: „ Hier, auf der Straße darfst du nicht zurückziehen, sonst bist du der Dumme…“

Ich kann diesen Satz nicht mehr vergessen. Ist es wirklich so? Statt sich zu versöhnen und in Frieden miteinander zu leben muss man sein Revier markieren? Möglichst laut bellen? An jede Ecke pinkeln, um zu zeigen, wer man ist? Stimmt das? Muss das sein?
Wieso sollte man sich entschuldigen, wenn man streitet? Wieso nicht der andere? Geht es bei Entschuldigungen wirklich um Macht?
Zuhause haben wir derzeit ein ähnliches Problem. Unser ältester Sohn ist in einer Phase, wo er gelegentlich schlägt. Opfer sind vor allem zwei Personen: sein kleiner Bruder und seine Mama. Der Bruder muss vielleicht in die Schranken gewiesen werden, denn er nimmt ihm seine Mama ja weg. Die Mama hingegen wird vielleicht geschlagen, weil er nicht mehr das Zentrum in ihrem Leben zu sein scheint (ist er ja in Wirklichkeit immer noch). Er kann sich noch nicht richtig mitteilen, also muss er es auf diese Weise zeigen, wenn ihm etwas nicht passt. So ähnlich erging es mir früher auch, wenn ich mal wieder zu betrunken war. Dann, wenn ich von Sinnen war, wandte ich Gewalt an. Mein Sohn wird dafür bestraft, wenn er zuschlägt. Keine Sorge, nicht schlimm, aber er muss das Zimmer verlassen, sich beruhigen und danach soll er sich entschuldigen. Wenn Ich ihn frage, ob es ihm leid tut, dann nickt er. Wenn ich ihn frage, ob er die betroffene Person lieb hat, dann nickt er. Aber wenn ich ihn frage, ob er sich entschuldigt, dann kommt es oft vor, dass er mit dem Kopf schüttelt. Warum? Warum sollte er sich entschuldigen? Sein Bruder (noch ein Stillkind) nimmt ihm doch die Mama weg und die kümmert sich mehr um ihn. Also warum sollte er sich entschuldigen?
Er versteht es noch nicht so ganz. Es tut ihm leid, er will ja gar nicht schlagen, aber er weiß keine andere Methode sich mitzuteilen (ich habe gehört, das sei in dem Alter häufig so), aber die anderen haben ihm doch auch etwas getan! Also wieso ausgerechnet er?

Ist das das gleiche Prinzip? Ist eine Entschuldigung ein eingestehen von Schuld und sagt sie gleichzeitig, dass der Andere im Recht ist? Ja und nein. Ja, man gesteht schuld ein und nein, man gibt dem Anderen nicht automatisch recht. Alles, was man tut, wenn man sich entschuldigt, ist folgendes: man ENT-SCHULDIGT sich. Man versucht, die eigene Schuld wieder abzugeben. Mit dem, was der andere getan hat, hat das nichts zu tun. Aber man kann die eigene Schuld ein Stück weit ablegen. Das ist alles. Vielleicht bewegt man gleichzeitig auch im Anderen noch etwas, aber primär sorgt eine Entschuldigung dafür, dass man seine eigene Schuld bekennt und sie abgibt. So wie wir Jesus um Vergebung bitten dürfen, uns bei ihm entschuldigen können. In der Bibel steht in Römer 12, in den Versen 9-10, 14, 16-21:

Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.
Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.
Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«
Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Wir sollen dem Bösen, das uns begegnet mit Gutem antworten, segnen statt zu fluchen. Wenn wir etwas Schlechtem mit Gutem begegnen, dann sammeln wir diese heißen Kohlen auf dem Haupt des Anderen – es beginnt zu glühen und zu brennen. Er muss seinen Standpunkt ob der Hitze der Glut verlassen, so dass Veränderung geschehen kann.

Im Falle meines Sohnes: Oft dauert es eine Weile, bis er sich entschuldigen mag, aber der Trotz und der Zorn, die seinen Weg pflastern hören erst auf, wenn er wieder mit seiner Mama und seinem Bruder vereint ist (Die Mama vergibt ihm übrigens genau so wie der Bruder auch). Kann es sein, dass es auf der Straße eigentlich genau so ist? Oder in deinem Leben?

Wie in diesen Versen beschrieben stelle ich mir eine Gemeinschaft vor. So wünsche ich mir Gemeinde.
Wieso sollte ich…? Kannst du dir vorstellen, dass es dem Anderen genau so geht? Wieso sollte er…? Wir erwarten, dass sich unser gegenüber entschuldigt für das, was er uns getan hat. Erst dann können wir wieder auf ihn zu gehen. Manchmal setzen wir uns selbst in ein Hamsterrad… wir erwarten, was wir selbst nicht bereit sind zu bringen…
Wieso also ich…? Weil ich es mir auch wünsche. Und weil ER es bereits für mich getan hat. Amen.

Juni Rückblick

Mittwoch, 06.07.2016

Der Monat Juni hatte einige bewegende und begegnende Momente parat. Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Das mussten wir häufig feststellen und so gab es Anfang Juni tatsächlich die Überlegung eine Pause einzulegen. Dieses Vorhaben wurde dann aber rasch torpediert und ad acta gelegt. Mehr dazu später.
Anfang des Monats musste ich (Sebi) krankheitsbedingt ausfallen, so dass die Last vor Ort auf Tom und Bärbel fiel, die das wie immer sehr gut gemeistert haben. Auch die Vorbereitungen ließen sich wunderbar auf mehrere Schultern verteilen. Was war das Ergebnis? Ein neuer Besucherrekord. Doch dieser sollte nicht lange Bestand haben und steigerte sich noch zwei weitere Male auf bis zu 54 Menschen pro Abend.
Was gab es zu erleben?
Anfang des Monats konnten wir eine Garage einräumen, so dass wir endlich eine größere Lagerfläche als unsere Wohnung haben. Außerdem bekamen wir eine Spende zur Finanzierung unserer neuen SurvivalKits 2016.
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An einem Samstag waren wir beim Minigolf. Hier hatten wir trotz des schlechten Wetters echt Freude. Und ich persönlich durfte das erste Mal in diesem Monat wieder aufatmen. Zum zweiten Mal Minigolf und zum zweiten Mal ein zweiter Platz für mich – ich hasse es, nicht zu gewinnen… aber viel wichtiger war die Begegnung zuvor. Eine unserer Gäste kam schon eine halbe Stunde früher und entgegen meiner Erwartungen sogar nüchtern. Sie teilte mit, dass wir ihr und vielen anderen Hoffnung geben würden, auch wenn es viele Rückschläge und Abstürze geben würde. Sie würde sich angenommen fühlen. Es bewegte mich. Sie hatte in der Woche zuvor ein Gespräch geführt gehabt und war beim Gottesdienst anwesend. Sie war dankbar und motiviert. Einen Tag nach dem Minigolf kam sie sogar zu dem Gottesdienst nach Weinsberg, bei dem ich predigen durfte. Mit diesem Tag kam meine Motivation wieder.
Und es blieb in diesem Monat nicht die einzige Rückmeldung dieser Art. Ein anderer sagte, dass wir der Hauptgrund seien, weshalb er nach einem Gefängnisaufenthalt wieder zurück nach Heilbronn kam. Für solche Rückmeldungen nehmen wir Rückschläge gerne in Kauf. Es macht einfach Spaß, da sein zu dürfen und für ein paar Stunden am Tag mal raus aus der Alltagswelt zu kommen, um vor Ort ein Stück weit Gemeinschaft zu leben. Auch wenn diese Gemeinschaft auf sehr wackeligen Beinen steht…
Mitte des Monats hatten wir ein Dönergrillen im GildeTreff. Es handelte sich um eine Kooperation von uns mit der Aufbaugilde und der Heilbronner Tafel. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten, vor allem an Alex Nestoridis für seinen unermüdlichen Einsatz am Dönerspieß. An diesem Tag gab es auch etwas geistliche Kost: so ging es darum, dass wir keinen Mangel leiden müssen, wenn wir uns nur ganz ins Vertrauen auf Gott begeben. Als Beispiel diente hier die Speisung der 5000 – wer bereit ist, zu geben, was er hat, der wird reichlich ernten!
Ach ja, danke auch an Alex S. für die vielen geschnittenen Haare und die Treue, die du bisweilen an den Tag legst.
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Auch unser monatlicher Gottesdienst war sehr gut besucht und die erstaunlichste Szene spielte sich am Ende ab. Wir stellten uns im Kreis auf, um gemeinsam zu beten und es stellten sich tatsächlich viele unserer Gäste dazu und trugen selbst ein kurzes Gebet bei. Ich war bewegt. So wie das Thema unseres Gottesdienstes „wertvoll“ war, so war es dieser Moment auch für mich!
Ende des Monats durfte ich bei einem Gottesdienst in Weinsberg predigen. Es ging um das Thema Nachfolge und die Frage, was eigentlich wäre, wenn er es wirklich ernst gemeint hätte – also Jesus…
Bei diesem Gottesdienst bekamen wir eine wunderbare Spende, die gleich in neue Schuhe umgesetzt wurde. Die Blicke an der Kasse beim Einkauf waren übrigens unbezahlbar…
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Mittlerweile kommen immer wieder Menschen auf uns zu und fragen nach Gebet. Natürlich sind das oft Momentaufnahmen, aber es gibt auch einen Mann, der nicht geht, ohne dass ich für ihn gebetet habe. Er sagt, es tue ihm unendlich gut.

Es ist oft schwer, die Schicksale zu sehen, die Situationen zu ertragen und manchmal zerreißt es einen förmlich, wenn man belogen, betrogen oder enttäuscht wird. Manchmal blutet einem das Herz, wenn man sich einen Rückfall oder den Niedergang eines Menschen anschaut. Aber genau dann dürfen wir uns bewusst machen: Vor Gott sind wir alle wertvoll – und vor ihm sind wir alle schuldig und unfähig. Seine Gnade ist es, die uns dennoch rechtfertigt. Sein Opfer ist es, das uns Leben schenkt. Und wie nah beisammen die Dinge manchmal liegen habe ich wieder sehen müssen, als mir auf der Minigolfanlage ein alter Bekannter begegnet ist. Er ist mittlerweile auf Ersatzdrogen und versucht sein Leben mühsam neu zu definieren, während dies mir durch Gottes Gnade erspart blieb. Damals waren wir auf dem selben Weg und ohne Jesus in meinem Leben erginge es mir wahrscheinlich weit schlechter als ihm. Seine Gnade und Liebe können retten – jeden – auch dich!

Vatertagsgrillen

Freitag, 06.05.2016

Am Vatertag hatten wir ein Grillfest, welches eine Gemeinschaftsaktion mit der Aufbaugilde Heilbronn war. Und für uns war es tatsächlich ein Festtag, denn der April gab uns viel Grund zur Freude.
Zum einen veranstaltete der CJB in Kitzingen ein Benefizkonzert, von welchem wir den Erlös erhielten – wofür wir uns auf diesem Wege nochmals herzlich bedanken wollen und welcher teilweise bereits in über 20 Rucksäcke und einige Schlafsäcke reinvestiert wurde, und zum anderen hatten wir Ende April unseren 1000. Besucher beim Kältemobil.
Doppelt Grund zu feiern also. Dabei lasse ich noch außer Acht, dass wir im Mai unseren ersten Geburtstag feiern dürfen.
Mit der neuen Regelung, ab April nur noch einmal die Woche nach Heilbronn zu fahren kommen wir ganz gut klar – zeitlich zumindest. Der Wunsch vieler nach mehr gemeinsamer Zeit ist unüberhörbar. Das gilt für unsere Gäste wie für manche von uns. Leider ist über die warmen Monate nicht mehr drin.
Dafür soll es dann ab und an etwas Besonderes sein. So auch an diesem Vatertag.
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Für mich begann der Tag mit einer wundervollen Nachricht, als nämlich ein ehemals obdachloser Freund erzählte, er habe sein Leben Jesus gegeben. Wundervoll. Von da an lief der Tag einfach von alleine. Meine Erkältung und meine Schmerzen des Morgens waren wie weggeblasen. Wir hatten einen gemeinsamen Beginn mit einer Andacht über Sorgen und den Aufruf mutig die Sorgen Jesus zu überlassen, aus dem Schiff zu treten und übers Wasser zu gehen. Wenn wir nur auf ihn schauen, werden unsere Sorgen plötzlich kleiner und er will für uns sorgen (in doppelter Hinsicht).
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Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles zufallen.
Nach einem kurzen Gebet begann dann das große Grillen. Insgesamt kamen etwa 80 Personen und konnten gesättigt werden. Es gab Sprudel und Saft, sowie im Anschluss noch Kuchen und Kekse.
Ein ganz besonderer Dank geht an Gaby Weber von der Aufbaugilde und ihr ehrenamtliches Helferteam, die sich heute, an ihrem freien Tag aufgemacht haben und nicht nur dabei waren, sondern die Küche fast alleine geschmissen haben.

Des weiteren gilt der Dank natürlich allen, die einen Kuchen, einen Salat oder ihre gute Laune beigesteuert haben. Außerdem der Hausmetzgerei Banzhaf für die Fleisch- und Wurstspende, sowie den Söhnen des Hauses, die vor Ort am Grill aktiv waren und darüber hinaus noch Konversation mit den Gästen betrieben.
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Unendlich viel an Dankbarkeit und Liebe dürfen wir jedes Mal aufs Neue erleben. Und auch deshalb hier ein Dankeschön an alle unsere Gäste weil ihr uns so toll annehmt und wir durch euch so unheimlich viel lernen dürfen.
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Abschließend bleibt nur eins zu sagen: Egal, was wir bisher getan haben – keiner musste hungrig nach Hause gehen. Es gab immer genügend für alle! Und das ist an einem Vatertag den größten Dank wert, nämlich an ihn, unseren himmlischen Vater. Danke, dass du für uns sorgst!

Wohnungssuche

Mittwoch, 13.04.2016

Stell dir vor, du läufst durch die Fußgängerzone von Heilbronn, und jeder beachtet dich, respektiert dich, und liebt dich sogar. Die Leute in den Geschäften versuchen nicht dich übers Ohr zu hauen, sondern suchen wirklich nach der Lösung, die am besten zu dir passt. Keiner behandelt dich von oben herab, und keiner schaut nur auf sich – sondern alle achten auf die Leute um sich herum.

Und jetzt stell dir vor, dass nicht nur du, sondern jeder so behandelt wird, dass das kein Phänomen dieser Stadt ist sondern weltweit passiert. Dass es keine Grenzen und keinen Hass gibt, die Autos plötzlich mit Wasser fahren anstatt Benzin, und obwohl das Wetter so schön ist, dass man am liebsten nur noch draußen ist, keiner obdachlos sein muss. Und jeder der will Ferrari fahren darf 😉

Und jetzt stell dir vor ein paar übergewichtige Engel sitzen mit einer kleinen Harfe bewaffnet auf einer flauschigen Wolke, hoffen inständig nicht abzustürzen und singen leise klimpernd „Kumbaja“

Passt das zusammen? In meinem Kopf nicht. Wenn ich an den Himmel denke, ist das eine Realität, die jetzt schon am entstehen ist, nicht eine Traumwelt wo alle nur Angst davor haben sich zu langweilen. Aber was sagt Jesus eigentlich dazu? Viel. Zum Beispiel:

»Lasst euch durch nichts ´in eurem Glauben` erschüttern!«, ´sagte Jesus zu seinen Jüngern`.` »Vertraut auf Gott und vertraut auf mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann etwa zu euch gesagt, dass ich dorthin gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Und wenn ich einen Platz für euch vorbereitet habe, werde ich wieder kommen und euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Den Weg, der dorthin führt, wo ich hingehe, kennt ihr ja.«

Johannes 14:1-4 NGÜ

Diese Verse sagt er vor seinem berühmten Satz: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Aber in der Stelle kommt das Wort „Himmel“ ja gar nicht vor? Also wohnen wir alle in einem riesigen Haus? Zumindest bildlich gesprochen. Auf jeden Fall wird Wohnungssuche wohl kein so großes Thema mehr sein, wenn sich Jesus höchstpersönlich über 2000 Jahre damit beschäftigt. Ich denke er müsste bald fertig sein. Viel öfter als vom Himmel redet Jesus jedoch vom „Königreich der Himmel“ oder einfach „Himmelreich“. Und davon sagt er:

»Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.«

Matthäus 4:17b NGÜ

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn das Hochzeitsfest vorbereitet hatte.“

Matthäus 22:2 NGÜ

Er macht noch viele weitere Vergleiche, aber eins ist sicher: Wenn ein König für seinen Sohn eine Hochzeit organisiert, spart er an nichts! Und wenn du von einem König zu einer Hochzeit eingeladen wirst, schlag die Einladung besser nicht aus – wie oft hat man so eine Gelegenheit?

Was noch bleibt ist die Frage:

Wie lange noch?

Tja, das kann k(aum)einer sagen. Das Jahr 2000 haben wir auf jeden Fall überlebt. Auf jeden Fall bald. Sehr bald.

von Jonathan

Der (be-)mitleidende Gott

Freitag, 25.03.2016

Wie oft sagen wir eher leichtfertig, dass Jesus weiß, wie es uns geht.

Doch wie begründe ich diese Aussage gegenüber einem Drogenabhängigen, der gerade mal wieder versucht clean zu werden? Der es aber mal wieder nicht schafft? Gegenüber einem Menschen, der verzweifelt versucht, sein Leben zu ändern – und doch immer wieder kläglich scheitert. Der zerrissen ist zwischen dem Wollen auf der einen und dem mangelnden Vollbringen auf der anderen Seite?

Zu einem obdachlosen Menschen zu sagen, dass auch Jesus obdachlos war, ist einfach, sagt er in seinem Wort doch selbst, dass er keinen Platz hat, sein Haupt nieder zu legen. Aber ich habe mich gefragt, an welcher Stelle Jesus in seinem irdischen Leben wohl diese Zerrissenheit gespürt haben mag. Spontan fiel mir dann nur die Stelle in Matthäus 4 ein, in welcher der Teufel ihn versucht gegen Gott zu sündigen. Aber diese Stelle konnte mich nicht wirklich zufrieden stellen. Irgendwie war mir das zu wenig. Ja, er wurde versucht. Aber bei einem Suchtkranken geht es ja über die Versuchung hinaus – also was kann Jesus ihm geben, wenn er noch kein Vollbringen erlebt hat?

In Hebräer 4,15 und 16 steht:

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, doch ohne Sünde. Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe!

Hier steht, dass Jesus in allem in gleicher Weise versucht wurde, wie wir. Hier steht zwar auch, dass er widerstehen konnte, aber vor allem empfinde ich es als tröstend, dass er Mitleid mit unserer Schwachheit hat.

Wie beruhigend ist es, zu wissen, dass der Gott über alle Götter, der König der Könige nicht nur weiß wie es mir geht, es nicht nur nachempfinden kann, sondern sogar Mitleid hat. Er leidet mit. Er sieht unsere Kämpfe, unsere Schwachheit. Er stellt sich nicht nur daneben und wischt unserer Tränen ab, nein, wenn wir vor seinen Thron treten, vor ihn, in seine Gnade, dann können wir rechtzeitig Hilfe finden! Und weiter schreibt der Hebräerbrief in Kapitel 2 Vers 18:

denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden.

Er kann dir helfen, weil er weiß, was in dir vorgeht. Er kann uns helfen, weil er dieselbe Versuchung erfahren und sie überwunden hat.

Das sind keine billigen Werbeslogans, die nicht halten, was sie versprechen.

Es ist eine Art Schwur, denn ER hält seine Zusagen ein. IMMER!

Du darfst zu ihm kommen!

Von Yvonne

Das verlorene Herz

Freitag, 25.03.2016

Vorab: dies wird ein etwas längerer Text als sonst. Bitte nimm dir trotzdem Zeit.

Am 24.03. hatten wir beim Kältemobil 46 Gäste. Das ist ein neuer Rekord und zeigt auf, dass unsere Arbeit in Heilbronn angenommen wird. Insgesamt hatten wir nun 809 Gäste bei 42 Fahrten – das sind über 19 pro Abend –  und haben dabei über 1400 Essen ausgegeben.

Seit Anfang November sind wir in der Regel zwei Mal pro Woche unterwegs und verteilen Suppe, Kaffee, Tee und Care Pakete mit Obst, Schokolade und Eistee an unsere Gäste. Es waren sehr bewegende Monate bis hierhin. Angefangen haben wir am 7.November mit ganzen drei Gästen. Wir waren voller Erwartungen und hatten 50 Portionen Gulaschsuppe dabei, die ich im Nachhinein im Pflegeheim zum Abendessen abgeben durfte. Nach kurzer Frustration ging es weiter – und schon beim nächsten Mal kamen über zehn Personen. Man lernte sich kennen und lieben. Es wuchs eine Gemeinschaft zusammen, die uns alle begeistert und antreibt, immer weiter zu machen.

Freude am Freude machen mit Mella

Freude am Freude machen mit Mella

An Heilig Abend hatten wir unseren ersten Gottesdienst, bei welchem wir eine wunderbare gemeinsame Zeit hatten. Viele unserer Gäste tranken weniger, als dies sonst zu weihnachten üblich war. Und als kleines Highlight grillten wir auf offener Straße Brutzelfleisch. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon mit ungefähr 20 Gästen gesegnet. Seit Jahren sage ich zu meinen Eltern, dass ich an Weihnachten auf der Straße zu hause bin – hier habe ich mein Herz verloren und hier gehöre ich hin. Es ist für mich schon fast Familie geworden. Und mein Herz werde ich auch nicht mehr zurück bekommen…

auf der Suche nach dem verlorenen Herzen…

Seitdem ist viel Zeit vergangen und unser Kältemobil hat einiges an Reparaturen hinter sich gebracht, doch es rollt weiter. Auch nach dem letzten Wintermonat. Ab April werden wir einmal pro Woche unterwegs sein, um Zeit mit den Menschen zu verbringen, die diese Zeit annähernd so sehr genießen wie wir. Nur der Name unseres Wagens muss sich über die Monate ändern… Das ist noch offen.

Was bleibt mir rückblickend zu sagen? Danke für all die tollen Monate. Danke für die vielen ehrenamtlichen Köche, die jedes Essen als Spende an uns abgegeben haben. Danke an alle Helfer vor Ort – und es waren einige dabei, die sich noch vor zwei Jahren nicht vorstellen konnten hier mit zu machen. Aber auch sie haben ein Stück weit ihr Herz verloren. Danke an all die Einrichtungen in Heilbronn, die uns unterstützt haben und dies auch weiterhin tun – ihr seid wunderbar! Danke an all diejenigen, die auf der Straße oder in Sucht leben – ihr habt mein Leben nicht nur bereichert, ihr habt es wirklich lebenswerter gemacht und mir geholfen, dem Leben, welches mir bestimmt ist, wieder einen Schritt näher zu kommen. Wie viele Tränen habe ich gesehen, getrocknet und selbst vergossen? Wie viel haben wir zusammen gelacht? Wie viele Geschichten hat das Leben neu oder umgeschrieben? Ich möchte euch gerne an manchem Erlebnis teilhaben lassen.

Wir wollen Hände reichen...

Wir wollen Hände reichen…

Da ist diese Frau, die keine Lust mehr hat sich regelmäßig zu duschen, weil man ihr ruhig ansehen darf, wie es in ihr aussieht. Sie hat keine Hoffnung mehr und wenn der Erfrierungsschutz zu macht, geht sie wieder auf die Straße. Sie sagt regelmäßig, dass sie sterben möchte und alles, was sie als Aufgabe hat, ist es, Werbung für uns zu machen. Ich weiß nicht, wie oft sie neue Obdachlose angeschleppt und mir vorgestellt hat. Sie hat unheimlich viel Liebe und Hoffnung für alle anderen – nur für sich nicht… Doch vor ein paar Tagen kam sie auf mich zu und meinte, dass sie eine Predigt von unserem Januargottesdienst aufgenommen habe und sie immer wieder anhören würde. Langsam könne sie immer mehr annehmen, was dort gesagt wurde. Langsam verstehe sie diese Worte und könne sich darauf einlassen. Es ging darum, dass unser Leben durch Jesu Tod eine neue Chance bekommt und wir wieder in Gottes Rahmen zurück können, auch wenn wir aus dem Rahmen gefallen sind. Sie kann wieder etwas Licht in ihrem Leben sehen – und ich habe wieder Hoffnung für sie. Es gibt diese Hoffnung – und wir wollen helfen sie kund zu tun!

zwei unserer treusten Seelen als Mitarbeiter und Gast

zwei unserer treusten Seelen als Mitarbeiter und Gast

Bei einem unserer ersten Abende kam ein muslimisch stämmiger Mann auf mich zu – betrunken und wankend. Ich sprach mit ihm über Jesus und er sagte, er sei mittlerweile Christ, aber der Teufel schlage ihn immer wieder nieder. Immer wieder verfalle er Drogen und Alkohol. Er kommt einfach nicht weg. Er bat mich um Gebet. Von da an jedes Mal, wenn wir uns sahen. Er wollte nicht viel, aber er war glücklich, wenn ich ihn in den Arm nahm und für ihn betete. Dann habe ich ihn lange nicht gesehen – bis heute. Er kam, nur um mir hallo zu sagen und zu erzählen, wie er gerade herum reist und dass es ihm gut ginge. Er wollte hallo sagen und gleich darauf fragte er mich, ob ich wieder für ihn beten könnte. Natürlich. Er hat Hoffnung, auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt.

Ein Mann kam mit Rollator, weil er so betrunken war, dass er ohne nicht mehr laufen konnte. Den ganzen Abend pöbelte er andere Gäste an und schrie vor sich hin. Essen konnte er nicht, weil er die Suppenschüssel nicht halten konnte. Er schrie immer weiter, bis ich mich zu ihm setzte und ihn in den Arm nahm. Ich fragte ihn, wie er in den Erfrierungsschutz kommen würde und er schrie mich an, dass es doch scheißegal sei. Mir nicht, erwiderte ich ihm, was dazu führte, dass er mich erstaunt und fragend ansah. Es war mir nicht egal. Diese einfache Aussage sorgte dafür, dass er an diesem Abend noch in einen Entzug ging. Es bewegte ihn, dass ihm mitgeteilt wurde, dass er nicht egal war.

Da war Ricky.

Ein Mann, der es nicht verstand, sein Leben zu sortieren. Er lebte seit knapp einem Jahr auf der Straße und an seinem ersten Abend bei uns schenkte ich ihm meine Mütze und einen Schlafsack. Kurz darauf gingen wir einen Pullover kaufen und freundeten uns immer mehr an. Doch gleichzeitig begann er immer mehr zu trinken und verbaute sich alle Chancen. Schließlich bekam er sogar im Erfrierungsschutz Hausverbot, weil er auf das Personal losging. Nun hatte er nichts mehr. Aber wir glaubten an ihn und sagten ihm das auch. Ein Mitglied von uns nimmt immer wieder Menschen bei sich auf. So auch dieses Mal – er bekam obdach, eine Familie, und schließlich auch eine Arbeitsstelle und begann zu glauben. Heute lebt er mit Jesus und führt ein geregeltes Leben. Er wird in Kürze Mitglied und Mitarbeiter bei uns im Verein. Ricky ist für mich wie ein weiterer Bruder geworden. Er hat es heraus geschafft. Weil Menschen an ihn geglaubt haben und ihn nicht losgelassen haben.

Mehr zu ihm in Kürze in einem extra Text.

Da ist dieser Russlanddeutsche, der immer alkoholisiert ist und sich schwer tut, zu reden. Ich nahm ihn in den Arm und sagte ihm, dass ich mich freue, dass er da ist. Er sah mich an – seine Augen verrieten viel von dem Leid, in dem er lebt. Dann beginnt er mit zitternder Stimme und erzählt, wie er zehn Jahre als Soldat in Afghanistan war, dass er dort auf Menschen geschossen hat. Seine Augen sind tief verzweifelt und in jeder Sekunde könnten wieder Tränen fließen. Ich nehme ihn in den Arm und er küsst meine Hände. Es ist so viel Ehrlichkeit in dieser Begegnung und ich bin fassungslos. Er versteht nicht, warum Deutschland seine Soldaten dort hin schickt und die Traumatisierung ist ihm in jeder Sekunde anzumerken. Er tut mir nur leid. Eine innige Umarmung ist alles, was ich ihm geben kann. Und ein Paar neue Schuhe. Trost – und ich erlebe echte Dankbarkeit.

Wie landet man auf der Straße?

Na, zum Beispiel so: man geht sein Leben lang arbeiten und eines Tages hat man einen Autounfall und landet ein paar Tage im Koma. Vor Gericht ist man nicht in der Lage sich richtig auszudrücken, weil man nicht so gut deutsch spricht. Die Arbeit geht verloren und infolge der bleibenden Behinderungen wird man berufsunfähig. Man kann seine Wohnung nicht mehr halten und landet vor dem Nichts. So geschehen. Und dennoch sagt mir dieser Mann ins Gesicht, dass er unendlich dankbar für sein Leben ist, denn es könnte auch vorbei sein. Ich weiß nicht, was für eine Wohnung er heute hat, aber nach all den Schlägen noch dankbar sein zu können für alles, was noch übrig blieb, das ist eine Einstellung, die ich mir auch wünsche und von der wir uns vielleicht eine Scheibe abschneiden könnten…

Ich könnte ewig weiter erzählen, aber fürs Erste soll es hier reichen. Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick geben in das, was wir Woche für Woche erleben. Wenn du uns gerne unterstützen magst, dann schreib mich an. Ich danke dir für deine Zeit, diese Worte gelesen zu haben.

Gott segne euch alle reich – genau wie er es mit mir getan hat, indem er mir all diese wunderbaren Menschen über den Weg geschickt hat.

Das Salz in der Suppe…

Sonntag, 06.03.2016

Letztes Wochenende saß ich mit meiner Frau am Frühstückstisch und beobachtete, wie sie das Salz von der Brezel runterkratzte. Es überraschte mich nicht, da ich es von ihr gewohnt bin – aber es brachte mich zum Nachdenken.  Über dieses Wort von Jesus, dass so häufig von Menschen zitiert wird: „Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt. 5:13)
Früher war noch ein deutlich größerer Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, oder hatte zumindest einen Verwandten bei dem er aushalf. Deswegen sind vermutlich so viele von Jesus Gleichnissen über die Landwirtschaft: Die 4 Ackerböden, das Senfkorn, das verlorene Schaf,… Und nach Lukas 14:35 auch der Vergleich mit dem Salz: „Geschmackloses Salz eignet sich weder für den Boden noch als Dünger. […]“
Also… Salz gibt Geschmack (Nudeln, Brot… Fast überall!) Und macht haltbar (Pökelfleisch, Saure Gurken,…) und diente früher als Dünger. Bei der richtigen Dosierung. Auf einem Versalzenen Boden wächst gar nichts mehr, und versalzene Nudeln werden wenn dann nur widerwillig aufgegessen. Außerdem brennt es in Wunden – aber hat auch eine desinfizierende und heilende Wirkung.
Interessant… und was hat das mit meinem Leben zu tun? (Die Frage hab ich einfach mal für dich gestellt, weil du mich beim Schreiben ja nicht fragen kannst 😉
Wenn du Jesus noch nicht kennst, oder dir bei dem ganzen Thema noch unsicher bist, dann umgib dich für eine Weile einfach mal mit 2 oder 3 Menschen, die sich für salzig halten – und schau was passiert. Es kann manchmal ein bisschen ungemütlich werden (wie gesagt, Salz brennt, vor allem in den Augen) aber es wird deinen Charakter und deine Stärken stärker zum Vorschein bringen: Denn unter allen Gewürzen bringt Salz hauptsächlich den Geschmack des Essens stärker hervor, während die meisten anderen Gewürze ihren Geschmack mit dazu bringen (zB. Zimt, Curry…)
Wenn du ein Nachfolger von Jesus bist, dann bist du salzig. Also: Nicht fad, nicht lasch, sondern da wo du auftauchst bringst du Würzung rein! Manchmal reagieren Menschen in deinem Umfeld ungewöhnlich, weil dein Salz in ihren Wunden brennt. Aber wenn du es schaffst liebevoll an ihnen dranzubleiben, kann Gott durch dich Heilung auf körperlicher oder seelischer Ebene ermöglichen, die nur mit der Zeit nie passiert wäre.
Und: Es braucht nicht viel von deiner Sorte, denn schon wenige Körner Salz durchdringen einen ganzen Teller Suppe!

Nun meine Frage an dich, auf die ich auch noch keine Antwort habe: Können wir dann auch den Ort wo wir sind versalzen? Also wenn wir zu viele an einem Ort sind? Oder hört die Metapher da schon auf? Wenn wir es aber doch könnten, was müssten wir daraufhin tun?

Von Jonathan

Ein ewiges Lernfeld

Samstag, 13.02.2016

Nächstenliebe. Ein weites Feld.

Wie liebt man seinen Nächsten? Wo fängt Nächstenliebe an und wo hört sie auf?

In Matthäus 22, 36-40 wird von der Nächstenliebe berichtet – als extrem wichtig:

Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Super, genau darum geht es doch bei unserer Arbeit mit Leinenlos. Wir tun das, was wir tun aus Liebe zu Gott. Wir folgen Jesus nach, indem wir uns um vermeintlich Schwächere kümmern. Wir lieben Gott. Und natürlich lieben wir bei unserem Tun auch unseren Nächsten, oder etwa nicht?

Immer wieder begegnet mir diese Frage in meinem Leben. Wir handeln doch aus reiner Nächstenliebe… oder? Was bedeutet es? Wo hört unsere Nächstenliebe auf?

Ich möchte hierzu eine kleine Geschichte erzählen, die ich in dieser Woche erlebt habe:

Am Dienstagabend hatten wir Kältemöbil und das Wetter war, naja, nicht so gut. Es goss, es hagelte, die Welt schien einen Moment lang unterzugehen. Es wurde schnell chaotisch und jeder versuchte, sich irgendwo unterzustellen. Ich selbst schaffte es nach ungefähr ein bis zwei Minuten mich auf dem Fahrersitz des Kältemobils zu platzieren – und dennoch war mein Pullover noch am nächsten Morgen so nass, dass man ihn auswinden konnte. Als ich da zwei oder drei Minuten gesessen hatte, kam ein junger Mann, ein treuer Gast, der schon viele Jahre auf der Straße lebt zu mir an die Türe und meinte: „Bitte lass mich rein!“ Ich hätte ihm gerne obdach gewährt, aber da war nur ein Platz…

Ich versuchte ihm das zu erklären und ließ dann die Türe offen, damit er seinen Kopf ins trockene strecken konnte, aber mehr war nicht drin! Es tat mir leid. Er flehte mich förmlich an, ihn rein zu lassen, doch ich sah keine Möglichkeit. Er musste im Regen verweilen und ging schließlich weiter, um ins Trockene zu kommen.

Am nächsten Tag traf ich zwei andere Wohnungslose in der Stadt, die ebenfalls im Regen standen. Sie waren auch am nächsten Nachmittag noch nass… und ich ein wenig beschämt.

Mir wurde in diesem Moment klar, dass meine Nächstenliebe oftmals schon da aufhört, wo meine Wohlfühlzone anfängt. Bei eigenen Nachteilen ist Schluss mit lustig! Alles, was wir bei unserer Arbeit tun sollte auf bedingungsloser Nächstenliebe basieren. Warum habe ich ihn denn nicht auf meinen Platz gelassen? Warum bin ich nicht für ihn in den Regen gegangen?

Im Philipperbrief steht in Kapitel 2 in den Versen 3-8:

Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

Jesus selbst wurde Mensch. Er tauschte seinen Platz im Himmel mit dem Dreck, der uns im Alltag begegnet. Er liebte uns und tut dies noch immer – soweit, dass er an unserer Stelle gestorben ist. Und ich will ihm nachfolgen und schaffe es nicht einmal, für einen anderen nass zu werden, dem ich helfen möchte…

Was wäre passiert? Ich wäre abends durchnässt nach Hause gekommen und hätte meine Kleidung über die Heizung gehängt, damit sie trocknet. Ich hätte geduscht und mich umgezogen, mir einen Tee gemacht und mich in mein Bett gekuschelt – und wie erging es dem jungen Mann? Der hat keine Wechselkleidung, der hat manchmal nicht mal ne richtige Heizung und die warme Dusche fällt auch aus.

Jesus ertrug alles, weil er nach vorne schaute. Er sah, dass er am Ende wieder nach Hause ging – und er sah, dass er genau durch seinen Weg ans Kreuz helfen konnte.

Manchmal bedeutet Nachfolge auch, sich selbst hinten anzustellen, weil man das große Ganze im Blick hat. Im Kleinen treu sein, um das Große zu erleben – das möchte ich in Zukunft gerne tun!

Danke, dass ich immer weiter lernen darf, Herr.

Wenn kein Wunder geschieht – sei selbst eins!

Donnerstag, 28.01.2016

Es gibt Lebenssituationen, in denen man verzweifeln könnte. Es gibt Defizite, die einen stören und es gibt welche, die einen fertig machen können.

Einem den Glauben rauben.

Ich möchte heute von einem beeindruckenden Mann erzählen, den ich in den letzten Wochen kennenlernen durfte. Ein sehr freundlicher, fröhlicher Mensch – zumindest nach außen hin. So habe ich ihn kennengelernt. Es fällt nicht immer leicht, sich mit ihm zu unterhalten – vor allem, wenn es dunkel wird. Nennen wir ihn Marc (Name geringfügig verändert ). .

Schon bei unserem ersten Treffen hatte mich sein Lächeln begeistert. Es wirkte echt. Seine Freude in keinster Weise aufgesetzt. Er lebte – intensiv.

Aber zurück zu den Gesprächen. Er achtet genau darauf, was ihm gesagt wird, versucht alles zu verstehen – und wenn das nicht geht, dann fragt er nach. Er ist sehr interessiert an den Worten seines Gegenübers. Einzig ein Problem taucht in jedem Gespräch wieder auf. Er kann nicht hören (zumindest noch nicht). Marc ist taub. Und dennoch lebt er und lobt seinen Gott. Als er das erste Mal bei uns beim Kältemobil dabei war, war ich nicht da, aber viele Menschen erzählten mir danach von ihm – und sie waren begeistert. Marc selbst habe ich letzten Sonntag einmal kurz in sich gekehrt gesehen – als es um seine Taubheit ging. Er wirkte kurz traurig und ein Stück weit frustriert. Aber dieser Zustand hielt nicht lange an. Ich bin mir sicher, dass es solche Episoden in seinem Leben schon öfter gegeben hat, aber ich denke er hat sich immer wieder berappelt – und seinen Glauben dabei nicht verloren!

Es war auch letzten Sonntag, als er mich zutiefst bewegt hatte. Wir feierten einen kleinen Gottesdienst auf der Straße. Ein Freund spielte Gitarre, eine Freundin Flöte und wir alle sangen mehr oder weniger gut… Doch es war Jonathan, der Freund mit der Gitarre, der Marc unbedingt am Cajon dabei haben wollte. Ein tauber Mensch soll „trommeln“? Das war verrückt. Doch Marc wollte es. Er erzählte sogar, dass er gerne Schlagzeug spielen würde. Eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst saßen die beiden da und Jonathan erklärte ihm (er liest von den Lippen), wie das Cajon funktioniert.

Marc passte aufmerksam auf und setzte die ersten Schläge vorsichtig um. Nicht nur, dass er die Melodien der Lieder nicht kennt, er hört ja auch nicht, wie stark er auf das Cajon schlagen muss, um die richtige Lautstärke zu treffen. Es war ein Ding der Unmöglichkeit! Und dennoch wollte er es versuchen.

Und er tat es.

Die ersten Anläufe klangen noch leicht defizitär, doch nach wenigen Minuten hatte er das richtige Gefühl raus. Ohne zu hören. Er musste sich ganz auf sein Gefühl verlassen. Ein Gefühl für die Musik, die er nicht hören konnte.

Und er tat es.

Es hörte sich immer besser an. Er spielte richtig mit. Nach einer kurzen Zeit schaute er seine Mitspieler fragend an und sie bestätigten ihm, dass es gut war. Er sprang vom Cajon auf, ballte die Faust und schrie seine Freude in den Himmel. Seine Dankbarkeit zu Gott. Es war ein sehr bewegender Moment für alle Beteiligten.

Eigentlich wünschen wir uns, dass unsere Last genommen, unsere Defizite geheilt werden, aber manchmal, so empfinde ich es, ist es ein größeres Wunder, eine Situation zum Guten zu nutzen, zum Zeugnis für unseren Glauben, als eine Wunderheilung. Seine Schwachheit zu erkennen, bekennen und Gott hinzulegen. Ein Defizit zwar loswerden wollen, aber das Beste aus ihr machen.

Der Apostel Paulus flehte Gott an, den Stachel des Feindes zu entfernen, mehrfach. Und was antwortete Gott? In 1.Korinther 12,9 steht:

Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Ich empfinde es als ein mächtiges Wirken, Gott loben zu können in unserer Schwachheit und trotz der Stachel, die tief in unserem Fleisch sitzen.

Ich sehe in Marc einen starken Glauben – einen starken Gott. Ein Vorbild in Treue und Hingabe.

Und ich bete, hoffe und glaube, dass er dennoch eines Tages hören wird. Zu Gottes Zeit. So lange aber bleibt er ein Wunder… Wenn wir in Leid auf Christus schauen und uns dennoch an ihm erfreuen können.

Auch das bedeutet Nachfolge für mich! Aus seiner Gnade immer wieder neu ein Wunder zu sein, wo man zunächst keines sehen kann…