Leinenlos Geliebt.

Eine Begegnung inmitten des Zorns

  • Oh, war ich sauer und habe mich (etwas ) geschämt, als ich mit scharfem Ton und  hastig unsere Sachen packte. Wir als Familie waren in einer Gemeinde um unsere Arbeit vorzustellen, ich musste schnell gehen da unsere Jungs im Spielzimmer neben dem Gottesdienstraum so laut waren das es den Gottesdienst störte.  Ich packte die beiden ins Auto und fuhr los um einen Bäcker oder ähnliches zu finden der sonntags geöffnet hatte.

    Auch mein Mann war sauer, dass er nach dem Gottesdienst und dem Gespräch mit der Gemeindeleitung draußen bei Regen in der Kälte ohne Jacke auf uns warten musste.

    Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst was Gott vor hat, wären wir sicher etwas entspannter gewesen….

    Im Auto hatte ich ständig diese Stimme im Ohr die sagte „MC Donalds, MC Donalds,…“ „Nein!“, war mein Gedanke, „Ich kann die beiden nicht auch noch dafür belohnen das sie uns in Verlegenheit bringen und es an dem Tag nicht schaffen ruhig zu spielen“.

    Ich gab nach… Die Jungs freute es.

    Wir bestellen und setzten uns an den Tisch nahe der Spielgelegenheiten.

    Er ist mir gleich aufgefallen, er trug einen Tarnanzug, viele Bücher und Unterlagen lagen um ihn herum, das Handy lud in der Steckdose neben ihm und sein ganzes Erscheinungsbild schrie förmlich nach „gehört nicht in die Gesellschaft“.

    Neben ihm stand ein To Go Becher, doch beim Trinken merkte man ihm an, dass er leer war. Ich lud ihn auf einen Kaffee ein – Porzellantasse.

    Er freute sich sehr, dass sich jemand mit ihm unterhielt. Er erzählte viel von sich, seiner Vergangenheit. Enttäuschungen, dass er sich gerade viel mit Philosophie beschäftigt, in einem Wald in einer selbstgebauten Hütte wohnt (Zweite Dezemberhälfte in Deutschland!). Ich habe ihm von Jesus erzählt und erfahren, dass ich eigentlich einen Bruder vor mir hatte, der aus Enttäuschung von Menschen mit Gott gebrochen hat.

    Mein Handy klingelte, mein Mann stand sauer in der Kälte.

    Ich gab dem Mann im Tarnanzug meine Karte, dass er sich melden könne, wenn er Bedarf zum Reden hätte oder Hilfe brauche. Da erzählte er wie froh er war, dass ich heute mit ihm geredet habe. Ich war sein erster sozialer Kontakt seit vielen Tagen. Er hat schon mit Selbstmordgedanken gespielt. Jetzt ginge es ihm besser, er lächelte.

    Als ich meinen Mann abholte, war er merklich schlecht auf mich zu sprechen. Doch als er hörte, wie Gott durch das – für uns vermeintlich – Schlimme gewirkt hatte, da wurde er milde gestimmt.

    Wir sollten uns öfter vor Augen halten, dass unsere Probleme oft klein und Luxus sind, verglichen mit all dem Leid, das viele Seelen in unserer direkten und indirekten Umgebung ertragen müssen.

    Manchmal braucht es nur offene Augen und Herzen um Menschen in wirklich schwierigen Umständen etwas Freude und Leichtigkeit in deren Herzen zu legen.

    An einer Stelle der Bibel heißt es, dass denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen – auch Scham und Kälte. Darum sollten wir langsam zum Zorn und schnell zur Güte sein.

    Sonntag, 30.12.2018