Leinenlos Geliebt.

Mit demselben Maße…

  • In letzter Zeit begegneten mir immer und immer wieder dieselben Bibelverse in meinem Alltag. Und ich glaube schon, dass sie mir etwas zu sagen haben. Sie begegneten mir mehrmals in geschriebener Form, aber viel öfter vor meinem inneren Auge, zum Beispiel beim Autofahren oder bei diversen Streitigkeiten, die mein Alltag so mit sich brachte.

    Wow, was ärgere ich mich über all die Fahrer, die mich schneiden, mir die Vorfahrt nehmen, zu langsam oder zu schnell fahren, oder einfach nur das Gegenteil von dem tun, was ich mir gerade wünsche… Und nicht nur, dass ich mich ärgere, nein, ich gehe weiter und spreche meine negativen Gedanken über diese Menschen aus, erzähle teilweise sogar anderen davon. Ich rede schlecht über diese Menschen, teilweise, ohne ihren Hintergrund zu kennen oder mich wirklich mit ihnen auseinander gesetzt zu haben. Ich verurteile sie, obwohl mich niemand zum Richter ernannt hat.

    Aber noch vielmehr als das, begegne ich in meinem Alltag Menschen, die mich enttäuschen. Menschen, die mir oftmals nahe stehen. Und statt ihnen in Liebe und Gnade zu begegnen, teile ich oft mit, was mich stört. Ich teile es den Menschen mit, die mir gerade über den Weg laufen und merke nicht, wie schnell ich mich wieder zum Richter aufschwinge. Doch Gott ist super humorvoll und in meinem Fall weiß er eben auch genau, welche Knöpfe er drehen muss.

    Da ist der Freund, der nicht auf meine Nachrichten reagierte und dem ich unterstellte, er sei überhaupt nicht so an mir interessiert gewesen, wie er es vermittelt hatte. Meine Gedanken wurden negativer und ich begann anders über ihn zu reden. Als ich meinen Frust mit anderen teilte, da meldete er sich und fragte, ob wir uns mal wieder sehen könnten. Meine Worte waren gesprochen und ich konnte nur zu Kreuze kriechen und mich dafür schämen, wie ich wieder geurteilt hatte… Und genau das ist mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder passiert: ich habe mich über Menschen geärgert und meinem Frust freien Lauf gelassen – und als der verbale Schaden angerichtet war, stellte sich mein Zorn als unbegründet heraus. Warum? Weil Gott treu ist und uns nicht fallen lässt. Er zeigt mir immer wieder auf, dass ich, aber ich glaube fast die meisten von uns, viel zu schnell im Zorn und langsam in der Liebe sind. Anders als Jesus war!

    Es geht im Prinzip noch weiter, denn nahezu jeder dieser Menschen, über den ich mich besonders geärgert und ausgelassen hatte, tat mir in der Folgezeit irgendetwas unerwartet Gutes, so dass ich mich noch mehr schämte.

    So ist Gott! Er zeigt uns unsere Schwächen und Fehler und verwandelt sie in etwas Großartiges! Ich lerne gerade, weniger schlecht über Menschen zu reden und sage mir die oben angesprochenen Verse immer wieder vor:

    Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.

    – Matthäus 7,1-5

     

    Ich erhoffe mir von Gott, dass er gnädig ist, doch gleichzeitig wende ich ein anderes Maß an, wenn ich ständig schlecht über andere spreche und ihre „Vergehen“ an die große Glocke hänge, wo ich doch selbst genug ausgefressen habe. Ich will zum Beispiel nicht wissen, was die Fahrerin des Wagens gedacht hat, dem ich neulich versehentlich die Vorfahrt genommen habe. Viel zu schnell sehe ich den Splitter und will ihn entfernen und vergesse dabei, dass genau dieser Splitter es ist, der von meinem Balken ablenkt und mich so besser da stehen lässt.

    Wir sollten uns immer die Frage stellen, warum wir eine Information weitergeben und ob die Weitergabe dem Guten dient? Außerdem wäre es hilfreich, kurz weg vom Splitter auf den Balken vor dem eigenen Auge zu sehen und sich zu fragen, wie man sich wünscht, dass andere mit der eigenen Schwachheit umgehen. Und wer will schon mit einem Menschen zusammen sein, der ständig schlecht redet und anderen ihre Fehler vorhält?

    Ich jedenfalls mag mich manchmal selbst nicht so sehr… also will ich gnädig sein, damit ER mir auch gnädig ist! Anyway – Jesus liebt dich und aus Liebe will er gnädig sein, denn Liebe ist langmütig…

     

    Dienstag, 04.08.2015