Leinenlos Geliebt.

Der Himmel auf Erden

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    Wenn man mich nach meiner Lieblingsbibelstelle fragt, bekommt man als Antwort viele Fragezeichen.

    Nicht, weil es keine tolle Bibelstelle gäbe, ich denke darüber schlicht und ergreifend nicht nach. Als der amerikanische Pastor Bill Hybels den Frontmann von U2, Bono, auf dessen Lieblingsstelle ansprach, antwortete dieser mit einem Vers aus dem Vater Unser:

    „Dein Reich komme,… wie im Himmel, so auf Erden.“

    Er sagte dann: „Viele Leute geben sich zufrieden mit einem schönen Leben nach dem Tod, aber ich glaube nicht, dass das unser Ziel ist. Wir sollen im Kleinen, wie im Großen den Himmel auf die Erde bringen. In jeden Winkel unseres Lebens sollen wir versuchen, den Himmel auf die Erde zu bringen. Wir sollen nicht im Frieden mit dieser Welt leben, denn die Welt ist für die meisten Menschen dieser Erde kein schöner Ort.“

    Schöne Orte sind es auch nicht, an denen man die findet, denen „Leinenlos“ Unterstützung und Hilfe bringen will. Umso mehr tut es mir im Herzen weh, von zwei Menschen zu hören, dass sie kürzlich noch dachten: „Die sind doch alle selbst schuld!“

    Mag sein, dass diese Menschen falsche Entscheidungen getroffen haben. Aber hat das nicht jeder von uns schon einmal? Einzig die Tragweite und die Konsequenzen unserer falschen Entscheidungen waren wohl zumeist in anderen Dimensionen.

    Es ist schön, zu wissen, dass Jesus alles sieht. Nicht nur die Verlorenheit des Einzelnen in dieser Welt, sondern auch all die verlorenen Seelen.

    Besitz und Himmel sind zwei paar Stiefel. Vor einiger Zeit konnten wir einer jungen obdachlosen Mutter ein paar der Dinge geben, die wir doppelt hatten oder nicht mehr brauchten. Sie freute sich daran und wir taten es auch, schließlich hatten wir ihrem Mangel abgeholfen. Aber dann passierte das eigentlich Erstaunliche. Diese junge Dame schenkte uns ein paar neue Schuhe. Warum? Weil es ihr wichtig war, das wenige Materielle, das sie hatte, zu teilen. Dieses Geschenk war ein Stück Himmel auf der Erde für uns. Wir hatten aus unserem Überfluss gegeben, was wir leicht entbehren konnten, sie aber hatte gegeben – unabhängig von ihrem Besitz. Wir wollten ihr helfen, doch in Wirklichkeit hatte sie uns geholfen, wieder auf den rechten Weg zurück zu finden.

    So kann es passieren, dass der, welcher scheinbar der Verlorene ist, dem, der scheinbar besser da steht, zeigt, was wahrer Reichtum ist und ihm diesen schenkt. Das Wissen darum, dass das Leben erst dann richtig beginnt, wenn man der Welt und ihrer Ungerechtigkeit gestorben ist…

    -Yvonne Banzhaf

    Dienstag, 07.07.2015