Leinenlos Geliebt.
Leinenlos Geliebt.
Was hab ich mich manchmal geärgert. Dieser Ungehorsam…
Zugegeben, unser Sohn versteht noch nicht alles, aber ich denke doch, dass er manchmal genau weiß, was er tut. So zum Beispiel als er mal wieder auf dem Weg zum CD-Regal war. Er krabbelt darauf zu und während er sich dem Regal nähert, dreht er sich mehrfach um, um zu schauen, ob er beobachtet wird. Er bemerkt meine Blicke nicht und kommt dem Regal gefährlich nahe. Dann hält er inne. Warum? Er hat meine Stimme gehört und sie sagte „nein!“. Also bleibt er einen Moment sitzen, bevor er beschließt, doch den restlichen Weg zum Regal zu krabbeln. Gerade angekommen streckt er seinen Arm nach den untersten CDs. Er hat sie fast ergriffen, da durchfährt seinen Körper ein seltsames Schütteln. Er ist erschrocken. Das zweite „Nein!“ war nicht mehr so freundlich und sehr bestimmt. Einen kurzen Moment dauert es und er beginnt zu schluchzen und schließlich zu weinen…
Er merkt anhand meiner Stimmlage, dass sein Verhalten nicht in Ordnung war. Er wusste es ja eigentlich vorher schon – und dennoch ist er weitergegangen. So sitzt er einen Moment weinend da und dann bewegt er sich wieder – in meine Richtung! Er möchte zu mir. Gerade hatte ich ihn zum Weinen gebracht, weil ich ihm seinen Willen nicht gelassen hatte und jetzt möchte er zu mir zurück. Er möchte geliebt sein, in den Arm genommen werden. Und obwohl ich mich jedes Mal ein wenig ärgere, dass er mein erstes dezentes „nein“ ignoriert, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, ihn nicht sofort auf meinen Arm zu nehmen und zu kuscheln.
Ich denke, dieses auf mich zu kommen ist seine Art zu sagen: „Es tut mir leid, ich hab dich lieb!“
Und es tut mir unendlich gut, denn ich will ihm ja nichts Böses. Ich möchte ihn vor Schaden behüten. Ich möchte auf ihn aufpassen und ohnehin nur sein Bestes… auch wenn es ihm in den bestimmten Momenten sicher anders vorkommt! Ich glaube, tief in seinem Inneren weiß er es auch. Aber er muss eben seine Grenzen austesten – und manchmal überschreitet er sie…
Ich möchte ihm nur zeigen, was gut für ihn ist. Manchmal ignoriert er das und merkt selbst, warum ich „nein“ gesagt habe, manchmal wird er sicher auch dafür bestraft werden, wenn er meine Anweisung ignoriert. Die Bibel spricht im Hebräerbrief von Züchtigung:
Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit. –Hebräer 12,11
Es macht mir keinen Spaß, meinen Sohn zu Recht zu weisen, aber ich liebe ihn – und deshalb sage ich ihm auch, dass er manche Dinge nicht machen soll. Aber weil die Liebe eines Vaters unendlich groß sein kann, werde ich ihn immer, egal was er getan hat, danach in den Arm nehmen, wenn er sich umdreht und zu mir zurückkommt!
An anderer Stelle in der Bibel heißt es in Matthäus 7,11:
Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Ich bin wirklich kein guter Kerl, aber ich würde für meine Frau und meinen Sohn alles geben. Ich liebe beide mit allem, was ich habe und will nichts sehnlicher, als dass es ihnen gut geht.
Wenn ich die Fähigkeit bekommen habe, mein Kind zu lieben, der ich nur ein Abbild des Schöpfers bin, wie viel mehr muss er diese Fähigkeit besitzen?
Egal, wie oft du seine Weisungen missachtet hast, egal, wie viele „nein“ du ignoriert oder nicht verstanden hast – wenn du umkehrst, ihn anschaust und ihn darum bittest, dass er dich in seinen Arm nimmt, dann wird er es tun! Warum? Weil ein Vater seinem Kind immer wieder vergeben wird – aus Liebe!
Das sage ich nicht, weil es in der Bibel steht, sondern weil ich selbst Vater UND Kind bin – und kann doch nur erahnen, wie groß seine Liebe für DICH ist!